Dann führte er sie hinaus in die Gegend von Bethanien und hob seine Hände auf und segnete sie. Und es geschah, während er sie segnete, verliess er sie und wurde emporgehoben zum Himmel.
(Lukas-Evangelium 24,50-51)
Auch Wunder haben ihre Zeit, und genau genommen sind sie nur deshalb Wunder, weil sie sich weder festhalten noch wiederholen lassen. Darin gleichen sie den Träumen.
Noch am Abend der Auferstehung, so berichtet es Lukas in seinem Evangelium, entzieht sich der Auferstandene dem Zugriff seiner Bewunderer, und zwar radikal. Denn der Himmel, in den er emporgehoben wird, ist der Raum gleicher und maximaler Ferne von der Erde. Dieser Entzug – das Ende der leibhaftigen Anwesenheit eines lebenden Toten – ist ein Segen. Lukas macht das schmerzhaft deutlich, wenn er das Entschwinden und das Segnen im gleichen Atemzug, in der gleichen Bewegung miteinander verschmelzen lässt.
Später müssen ihm Zweifel gekommen sein. In seiner Apostelgeschichte schiebt er zwischen Auferstehung und Himmelfahrt eine verlängerte Frist von vierzig Tagen. Er gleicht darin anderen Trauernden, die die Abwesenheit eines geliebten Menschen auf vielfältigste Weise mit neuem Leben füllen.
Vielleicht gelingt das aber nur wirklich, wenn der Tag danach die Leere eines Ostermontags spiegelt.
Wir sehen’s wohl, das Grab ist leer.
Wo aber ist denn unser Herr?
(Kirchengesangbuch Nr. 467)
Hansueli Hauenstein, Pfarrer