Befiehl also, dass das Grab bewacht werde bis zum dritten Tag, damit nicht seine Jünger kommen und ihn stehlen und dem Volk sagen: Er ist von den Toten auferweckt worden. Der letzte Betrug wäre dann schlimmer als der erste. (Matthäus 27, 64)
Karsamstag wurde bei den Jüngern und Verbündeten von Jesus Christus mit viel Zweifel, Unsicherheit, Furcht und Hoffnungslosigkeit verbunden. Nach dem Markusevangelium haben Maria und Maria Magdalena die Sabbatruhe eingehalten. Ich empfinde Karsamstag als einen Tag der Trauer und der Leere nach einem schlimmen Ereignis. In der Bibel spielt dieser Tag keine wichtige Rolle, an dem Tag wird das Grab bewacht, damit die Jünger die Leiche nicht stehlen können. Ich würde den Karsamstag als einen Tag des Übergangs bezeichnen, einen Tag zwischen Verzweiflung und Hoffnung, Unsicherheit und Vertrauen, Furcht und Zuversicht, Unglauben und Glauben. Eine wunderbare Dichterin aus dem 20. Jahrhundert, Mascha Kaléko, hat ihren Nachruf selber geschrieben und der scheint mir zum Karsamstag passend zu sein:
Wir wissen nicht, was morgen wird.
Wir sind keine klugen Leute.
Der Spaten klirrt, und die Sense sirrt,
Wir wissen nicht, was morgen wird.
Wir ackern und pflügen das Heute.
Wir wissen wohl, was gestern war,
Und wir hoffen, es nie zu vergessen.
Wir wissen wohl, was gestern war,
Und wir säen das Brot, und das Brot ist rar,
Und wir hoffen, es auch noch zu essen.
Wir wissen nicht, was morgen wird,
Ob der Kampf unsrer harrt oder Frieden,
Ob hier Sense sirrt oder Säbel klirrt –
Wir wissen nur, daß es Morgen wird,
Wenn wir Schwerter zu Pflügen schmieden.
Anna Hemme-Unger