Als er in Jerusalem einzog, erbebte die ganze Stadt und man fragte: Wer ist dieser?
(Matthäus 21,10)
In die Stadt reitet einer auf einem verkleideten Esel. Die Hufschläge sind seltsam gedämpft. Ringsherum singt es, endlos die gleichen Worte, die gleiche Melodie. Die Leute an der Strasse horchen auf. Sie tuscheln und schauen auf den, der da zu ihnen hin und an ihnen vorbeireitet.
Im heiligen Tempel lärmt und tobt es. Tische fallen um. Vogelkäfige liegen offen am Boden und Schwärme von Tauben flattern durch die Halle. Geldstücke rollen über den Boden. Da und dort tritt einer darauf, um sie später aufzulesen. Brüllend versuchen die Geldwechsler den Lärm zu übertönen. Mittendrin steht bleich und ohnmächtig der, der an allem schuld ist.
Gespensterhaft tasten sich Menschen den Wänden und Säulen des Tempels entlang und stolpern über andere, die gelähmt am Boden liegen. Einige von ihnen werden berührt, finden ihren Weg wieder oder stehen auf.
Irgendwo hört man helle singende Kinderstimmen. Dann schwirren Worte herum und enden im Schweigen.
Einer verlässt den Tempel, dann die Stadt, und geht dorthin, wo er allein ist, um zu schlafen.
Der du uns weit voraus
ins Reich der Ängste gingst,
lass dich im Dunkeln noch,
Herr, von uns finden.
(Kirchengesangbuch Nr. 830)
Hansueli Hauenstein, Pfarrer