Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen werdet, noch um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Schaut auf die Vögel des Himmels: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen – euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht mehr wert als sie? (Matthäus 6, 25-26)
Zum wem spricht Jesus in diesem Vers? Vermutlich, sind das seine Jünger. Sie haben ihre Arbeit aufgegeben und folgen Jesus nach. Sie verdienen kein Geld mehr, darum müssen sie immer wieder ermutigt werden, dass sie keine Sorgen tragen sollen. Vermutlich sind auch viele andere Menschen mit dabei und haben sich die Bergpredigt angehört. Auch die Menschen heute, wenn sie in die Kirche kommen, haben alle ihre Sorgen. Jede und jeder von uns hat eigene Sorgen und Nöte. Ist es angebracht, ohne deren Geschichte zu kennen, allen zu sagen: Sorget euch nicht! Wie ist das mit der nicht allzu alten Frau, die eine schwere Erkrankung hat und jeden Tag starke Schmerzen ertragen muss? Wie ist das mit einer jungen Mutter, die nach mehreren Fehlgeburten wieder vorzeitige Wehen in der Schwangerschaft hat? Wie ist das mit dem Mann, der bereits 60 Jahre alt ist und seit zwei Jahren keine Arbeit finden kann? Eine Frau, die wegen ihrer starken Depression nicht Mal aufstehen kann? Es gibt noch mehr traurige Beispiele.
Dietrich Bonhoeffer, der im Jahr 1943 bereits im Gefängnis war, hat ein Glaubensbekenntnis geschrieben. Dieser Text beeindruckt mich durch die Zuversicht und das Gottvertrauen, das darin ausgedrückt wird. Er hat geschrieben:
„Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.“ Amen.
Quelle:
Widerstand und Ergebung, DBW Band 8, Seite 30 f
Anna Hemme-Unger