Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald die Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. So erkennt auch ihr, wenn ihr das alles seht, dass das Ende der Welt nahe ist. (Matthäus 24, 32-33)
Im Lukasevangelium liegt ein stärkerer Akzent auf dem, was am Ende der Welt erstrebenswert ist. Dort heisst es «… dass das Reich Gottes nahe ist». (Lukas 21, 31). Aber für die Zeit, bevor dieses Reich wirklich alles durchdringt, kündigt Jesus in beiden Versionen schwere Zeiten an.
Der Baum dient vor allem als Vergleich. Wenn er Blätter treibt, können wir wegen den Gesetzmässigkeiten der Natur auf das schliessen, was bald kommt. So wie auch Wolken auf Regen hinweisen. Zugleich sind saftige Zweige und treibende Blätter aber auch ein Zeichen von (neuem) Leben, so wie – wenigstens bei uns – der Sommer eine lebensfreundliche Jahreszeit ist.
In einem Lied von Wolf Biermann kommt dieser Zusammenhang auch vor. Es beginnt: «Du, lass dich nicht verhärten in dieser harten Zeit. … Du, lass dich nicht erschrecken in dieser Schreckenszeit.» Aus dem Zusammenhang ist deutlich, dass Biermann an gesellschaftliche Missstände und an Machtmissbrauch denkt. Und doch braucht er in der letzten Strophe dieses Bild aus der Natur, um die Hoffnung zu illustrieren und zu wecken: «Das Grün bricht aus den Zweigen! Wir woll’n das allen zeigen, dann wissen sie Bescheid.»
Brigitta Josef, Pfarrerin