Für mich aber – wie gewichtig sind deine Gedanken, Gott! Wie gewaltig sind ihre Summen! Wollte ich sie zählen, so sind sie zahlreicher als der Sand. Wäre ich zu Ende gekommen – ich wäre noch immer bei dir. (Psalm 139,17-18)
Kommentare zu Medienberichten im Internet sind eine Fundgrube für sprachliche Marotten. Es ist offensichtlich: Sprache unterliegt Moden genauso wie Kleider oder technisches Spielzeug.
Gegenwärtig sehr im Trend ist die Wendung «einfach nur». Sie dient dazu, eine weiter nicht mehr bedenkenswerte Betroffenheit auszudrücken. «Einfach nur traurig» ist das, oder «einfach nur gemein». Die beiden Worte spiegeln eine Haltung des Dauerschmollens. Man möchte den Menschen dahinter tröstend über den Kopf streicheln. Argumente wären fehl am Platz, denn sie machten das «Einfache» ja nur wieder kompliziert. Also bleibt nur stumm nickende Zustimmung – genau der Effekt, den das «einfach nur» ja auch wecken will.
Fritz Zorn (der eigentlich anders hiess), hat in seiner Abrechnung mit der wohl etablierten Zürcher Goldküstengesellschaft, in der er aufwuchs, beschrieben, wie dort alles, was sich unausgesprochenen Konventionen verschloss, als «schwierig» galt. Lieber verkriecht man sich im Nicht-«Schwierigen», also im Einfachen, dass durch das «nur» zusätzlich als das einzig mögliche deklariert wird.
Die unzählbaren Gedanken «Gottes» stehen wohl in scharfem Kontrast zu solcher Einfalt.
Unser Wissen und Verstand/ ist mit Finsternis verhüllet,
wo der Geist, den du gesandt,/ nicht mit hellem Licht uns füllet.
Gutes Denken, Tun und Dichten/ musst du selbst in uns verrichten.
(Kirchengesangbuch Nr. 159)
Hansueli Hauenstein, Pfarrer