Jedermann ordne sich den staatlichen Behörden unter, die Macht über ihn haben. Denn es gibt keine staatliche Behörde, die nicht von Gott gegeben wäre; die jetzt bestehen, sind von Gott eingesetzt.
Also gilt: Wer sich gegen die Autorität des Staates auflehnt, der widersetzt sich der Anordnung Gottes; die sich aber widersetzen, werden ihr Urteil empfangen. (Römerbrief 13, 1-2)
Bei seinem letzten Besuch hat mir mein Vater einen alten sowjetischen Witz erzählt:
Die Erzieherin in einem sowjetischen Kindergarten fragt:
„Kinder, in welchem Land gibt es das schönste Spielzeug der Welt?“
Die Kinder antworteten alle gleichzeitig: „In der Sowjetunion!“
Die Erzieherin wieder: „In welchem Land gibt es die schönste Kinderkleidung?“
Die Kinder wieder alle gleichzeitig: „In der Sowjetunion!“
Die Erzieherin: „In welchem Land sind die Kinder am glücklichsten?“
Kinder alle gleichzeitig: „In der Sowjetunion!“
Plötzlich weint ein Kind…
Die Erzieherin: „Warum weinst du, was ist los?“
Das Kind antwortet unter Tränen: „Ich möchte lieber in der Sowjetunion leben!“
Oft höre ich Nachrichten über die politische Lage in China, Weissrussland, Russland, Nordkorea, Syrien, Venezuela … . Sie bedrücken mich und machen mich wütend. Wie soll ich vor ihrem Hintergrund den Text aus dem Römerbrief interpretieren? Bedeutet er, dass die Menschen, die in diesen Ländern die Autorität des Staates in Frage stellen, zugleich bezweifeln, dass Gott richtig gehandelt hat? Sollten sie keine Sehnsucht haben nach dem Land, das ihnen versprochen wird? Sollen sie sich nicht wehren dürfen? Diese Fragen beschäftigen mich.
Anna Hemme-Unger