Paulus schreibt an die Gemeinde in Thessalonich: «Ich schickte Timotheus, um über euren Glauben Kenntnis zu erhalten, ob nicht der Versucher euch in Versuchung geführt hat und unsere Mühe vergeblich war.» (1. Thessalonicherbrief 3,5)
Im Alltag reden wir häufig von Versuchung, wenn wir einem Stücklein Schokolade nicht widerstehen konnten oder trotz guter Vorsätze das nächste Paar Schuhe gekauft haben. Das wirkt dann doch etwas gar harmlos. Und vielleicht soll es das ja auch, weil man ungern über die tieferen Dimensionen von Versuchung nachdenkt.
Für Paulus geht es hingegen um das Grundsätzliche: Versuchung bedeutet für ihn in diesem Vers der Abfall vom Glauben. Das wiederum ist nun etwas gar grundsätzlich, und macht einem nicht eben Lust, das Thema zu vertiefen.
Versuchung besteht überall da, wo Menschen dazu verlockt werden, anderen Wesen zu schaden. Oder da, wo Menschen dazu verleitet werden, sich selber für grösser und wichtiger zu halten als sie es sind. Das heisst, sie ist allgegenwärtig und grinst hinter jeder Ecke des Lebens hervor. Diese Aussicht ist wenig erbaulich.
Darum betet die Christenheit seit Jesus Unser Vater: «Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.» Wer da genau wen in Versuchung führt, das wäre nochmals eine ganz andere Geschichte.
Guter Gott
Hilf mir, dich zu achten,
meine Mitmenschen ebenso.
Und wenn ich der Versuchung erliege,
vergib!
Michael Rahn, Pfarrer