Gott sagte: «Gewiss, sie sind mein Volk. …» So wurde er ihnen zum Retter. In all ihrer Bedrängnis war auch er bedrängt und der Engel seines Angesichts hat sie gerettet. (Jesaja 63, 8-9a)
Diese Verse bei Jesaja sind mir früher nicht aufgefallen. Es scheint auch eine der Stellen der Bibel zu sein, wo der hebräische Text nicht ganz eindeutig ist. In vielen Übersetzungen wird darum das Stichwort «Not» zum vorangehenden Teil gezogen. Es heisst dann «Er wurde ihr Retter in jeder Not.» Aber in den neueren Übersetzungen heisst es wie hier «in all ihrer Bedrängnis war auch er bedrängt» oder moderner «all ihre Not war auch seine Not».
Diese Worte bewegen mich. Die Not der Menschen bedrängt Gott, er spürt sie als eigene Not. Diesen Gedanken kenne ich aus Deutungen des Todes von Jesus am Kreuz. Jesus wird ja nicht nur als Sohn von Gott bezeichnet, sondern Vater, Sohn und Heiliger Geist sind auch miteinander Gott, ohne dass einer aus dieser Dreieinigkeit mehr Gott wäre als die anderen. Und so leidet Gott in Jesus am Kreuz, so wie viele Menschen am Kreuz gelitten haben. Er leidet wie auch heute viele Menschen leiden. Und so kann er mit uns mitfühlen, wenn auch wir leiden.
Dreieiniger Gott,
in Jesus hast Du Dich ganz auf unser menschliches Dasein eingelassen, auf seine Schmerzen und sein Leid, aber auch auf seine Schönheit. Darum dürfen wir vertrauen, dass unsere Not auch Deine Not ist, dass Du uns wirklich von Innen verstehst. Amen
Brigitta Josef, Pfarrerin