Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege – Spruch des HERRN. (Jesaja 55,8)
Nicht nur, aber gerade auch in Coronazeiten wissen erstaunlich viele Menschen ganz genau, was sich Gott dabei gedacht hat, dass dies oder das auf der Welt geschieht oder auch nicht geschieht.
Der grosse Schweizer Theologe Karl Barth hat vor rund hundert Jahren das Schlagwort geprägt, dass Gott «der ganz Andere» sei. Dass Gottes Bereich vom menschlichen Bereich völlig getrennt sei und der Mensch mit seinem Denken zu Gottes Bereich keinen Zugang habe. Doch über den gleichen Karl Barth machte später das Bonmot die Runde, wenn Gott etwas über sich selbst wissen wolle, so frage er Karl Barth.
Die Versuchung ist gross, dass wir Menschen Gott unsere eigenen Gedanken unterjubeln. Das wird Gott schlicht nicht gerecht. Und doch leben wir davon, von Gott angesprochen zu werden mit Gedanken, die zwar nicht unsere Gedanken sind und doch für uns denkbar und verstehbar sind. Vielleicht hilft es dabei, wenn wir uns – ja – demütig diese Differenz zwischen Gott und Mensch immer wieder ins Gedächtnis rufen und entsprechend vorsichtig sind bei unseren Aussagen, was Gott alles gewollt und getan hat.
Ewiger Gott
Sprich mich an!
Und hilf mir,
dich und mich nicht zu verwechseln.
Amen.
Michael Rahn, Pfarrer