Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. (3. Mose 19,18)
Wir haben gelernt, dass Masken schützen. Allerdings zunächst einmal die anderen, denen wir (zu) nahe kommen. Und dann aber auch, aber zu einem geringeren Anteil, uns selbst. Wenn wir eine Maske tragen, dann ist das in erster Linie ein Vorteil für den oder die andere. Somit würde der Reihenfolge des Gebots der Nächstenliebe entsprochen werden: zuerst der oder die Nächste – dann ich selbst.
Die Durchsagen im Zug, wie neulich auf unsere gemütlichen Fahrt ins Engadin, und in den Medien aber kommen in umgekehrter Reihenfolge daher: «Tragen Sie eine Maske. Sie schützen sich und andere!» Es scheint, als müsste das Maskentragen «schmackhaft» gemacht werden, indem der Vorteil zunächst für das Individuum herausgestellt wird. Zunächst der Selbstschutz – dann der «Anderenschutz».
Ob das ein Symptom unserer geradezu überindividualisierten Gesellschaft ist?
Bettina Lukoschus, Pfarrerin