Darauf rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und wollte von ihnen genau erfahren, wann der Stern erschienen sei. Und er schickte sie nach Betlehem mit den Worten: «Geht und forscht nach dem Kind! Sobald ihr es gefunden habt, meldet es mir, damit auch ich hingehen und ihm huldigen kann.» Auf das Wort des Königs hin machten sie sich auf den Weg, und siehe da: Der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her, bis er über dem Ort stehen blieb, wo das Kind war. (Matthäus 1,7-9)
«Was sonst in der Weihnachtsgeschichte stattfindet, wird am 21. Dezember Realität», schreibt die grösste Schweizer Tageszeitung und weist damit auf ein Naturphänomen hin, dass bald am Himmel zu sehen sein soll: Jupiter und Saturn erscheinen für unsere Augen als hellstrahlender Doppelplanet.
Das ist bestimmt sehenswert. Nur: mit Weihnachten haben Jupiter und Saturn nicht mehr zu tun als jeder andere Stern am Himmel. Denn der «Stern von Bethlehem» ist ein Stern in einer Geschichte, und in dieser Geschichte endet genau der Versuch, ihn zur «Realität» werden zu lassen, in lauter Lügenpropaganda und Unheil. Herodes, der sich hier als Realist gibt, ist in Wirklichkeit ein skrupelloser Machtmensch, einer, der seine Botschaften heute wahrscheinlich über Twitter verbreiten würde.
Dem gegenüber steht der Stern, dem die Sterndeuter (unsere heiligen drei Könige) folgen. Dem Licht zu folgen, das über einer Geburt leuchtet, darum geht es – den Stern über einem Kind zu sehen; das Leuchten über allem Leben, das um sein Dasein kämpft; das Strahlen im Unfertigen und Unrealistischen und Unspektakulären und im bloss Erzählten.
Bleibt das unbeachtet, gibt es wohl kein Entrinnen vor dem abgelöscht-lakonischen Kommentar eines Blick-Lesers: «na und!! ein stern mehr nicht!!»
Der Stern, wollt ich mich seinem Licht zuwenden,
müsst über mir am eignen Himmel stehn,
weil dann das Licht, von dem die Schriften künden,
mir helfen würde, meinen Weg zu sehn.
(Kirchengesangbuch Nr. 427)
Hansueli Hauenstein, Pfarrer