Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. (Psalm 103, 2)
Bei einem Gottesdienst, an dem ich mitwirken durfte, habe ich die Geschichte von einer alten, weisen Frau und den Glücksbohnen vorgelesen.
Eine sehr alte, weise Frau verliess ihr Haus nie, ohne vorher eine Hand voll Bohnen einzustecken. Sie tat dies nicht, um unterwegs die Bohnen zu kauen. Nein, sie nahm die Bohnen mit, um so die schönen Momente des Lebens besser zählen zu können. Für jede Kleinigkeit, die sie tagsüber erlebte – zum Beispiel einen fröhlichen Schwatz auf der Strasse, ein köstlich duftendes Brot, einen Moment der Stille, das Lachen eines Menschen – für alles, was die Sinne und das Herz erfreut, liess sie eine Bohne von der rechten in die linke Jackentasche wandern. Abends sass die weise Frau zu Hause und zählte die Glücksbohnen aus der linken Jackentasche. Sie zelebrierte diese Minuten. So führte sie sich vor Augen, wie viel Schönes ihr an diesem Tag widerfahren war, und freute sich darüber. Sogar an den Abenden, an denen sie nur eine einzige Bohne zählte, war jeder Tag für sie ein glücklicher Tag – es hatte sich gelohnt, ihn zu leben.
Nach dem Gottesdienst wurden Säckli mit Bohnen verteilt, damit jeder zu Hause das nachmachen kann, was die weise, alte Frau gemacht hat. Ich habe diese Woche folgendes erlebt und meine Bohnen gezählt: ich bin nach Zürich gefahren, habe mir bestimmte Bücher ausgeliehen. Ich habe mir ein (oder vielleicht zwei oder drei) Schoggi-Gipfeli gegönnt. Und ein sehr interessantes Gespräch geführt. Und noch ein paar Kleinigkeiten. Es tut mir persönlich so gut, jeden Moment, der mir Freude bereitet, wahrzunehmen! Und es müssen nicht die grossen Taten sein.
Gott ich danke Dir für jeden Augenblick und für jeden Moment der Freude!
Anna Hemme-Unger