Da sagten einige von seinen Jüngern zueinander: «Was meint er damit, wenn er zu uns sagt: ‹Noch eine kurze Zeit, dann seht ihr mich nicht mehr, und wieder eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich sehen›, und: ‹ich gehe zum Vater›»? Sie sagten: «Was heißt das, wenn er sagt: ‹eine kurze Zeit›? Wir wissen nicht, wovon er redet.» (Johannes 16,17-18)
Dass die Jünger, ausgerechnet sie, wieder einmal nichts verstehen, ist symptomatisch, vielleicht bis heute. Aber davon will ich nicht reden. Wichtiger ist mir für den Augenblick die Verbindung von Weggehen und Ankommen, von der Jesus in seiner letzten grossen Rede spricht.
Seine Ankunft (adventus) feiern wir in der jetzt wieder angebrochenen Adventszeit. Genauer müsste man allerdings sagen: seine von uns vorweggenommene Wiederkunft, denn sein wirkliches Ankommen lässt ja noch auf sich warten; die Zeichen der Zeit (auch die gestrigen) sprechen eher dagegen.
Wie auch immer: das Ankommen setzt Distanz voraus und diese ein Weggehen. Deshalb spricht Jesus genau davon, bevor er von den gerade Mächtigen zum Verschwinden gebracht wird; bevor seine Spuren sich verlieren; bevor alles, was bleibt, der Trost ist, nachdem seine ratlosen «Jünger» sich sehnen.
Wer ankommen will, muss weggehen, wenn vielleicht auch nur im Konjunktiv. Im Schweizerdeutschen hört man manchmal bei Aufbrechenden die seltsame Wendung «De wäre mir de ggange». Bleiben, als wäre man schon gegangen. Oder umgekehrt: gehen, als würde man bleiben. Vielleicht liegt da das Geheimnis des Advents.
Komm du zu uns, weil wir zu dir nicht finden.
Schenk dein Licht allen, die im Finstern gehn.
Und lass all das, wovon die Engel künden,
jetzt noch einmal und nun an uns geschehn.
(Kirchengesangbuch Nr. 427)
Hansueli Hauenstein, Pfarrer