Die Knechte und die Diener hatten sich ein Kohlenfeuer angezündet und standen dabei, um sich zu wärmen; denn es war kalt. Auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich. (Johannes 18,18)
Es ist kühl geworden. Mit dem Herbst sind auch die wärmeren Kleider wieder angesagt. Die Heizungen beginnen in den Wohnungen zu summen. Sich zu wappnen gegen die Kälte gehört zu den Urbedürfnissen von uns nackten, felllosen Menschentieren. Die ältesten Formen der Kultur – Feuer, Kleider, geschützte Wohn- und Schlafräume – dienen dem Kampf gegen die Kälte, gegen das Frieren.
Seltsam, dass das Wort „frieren“ in der Bibel nicht vorkommt. Mit dem palästinischen Klima kann das nicht zu tun haben. Im Winter kann es dort empfindlich kalt werden. Es scheint fast, als hätte die Bibel eine Scheu, dieses elementare Ausgesetztsein der Menschen zur Sprache zu bringen.
Nur im Kampf dagegen erscheint es in den Texten. Gott näht seinen ersten Menschen auf rührende Weise Fellröcke. Die Diener in der Passionsgeschichte wärmen sich am Feuer. Unter ihnen ist Petrus. Die Kälte, gegen die er kämpft, ist allerdings eine andere. Sie kommt von innen. Er lässt einen Freund im Stich. Gegen sein Frieren helfen auch die glühenden Kohlen nicht.
Vielleicht sind es weniger archaische Kulturtechniken, die gegen die Kälte helfen, sondern menschliche Nähe. Kohelet, der Skeptiker unter den biblischen Autoren, scheint das zu ahnen:
Wenn zwei zusammen schlafen, wärmt einer den andern; einer allein – wie soll er warm werden? (Prediger 4,11)
Hansueli Hauenstein, Pfarrer