Als die Schriftgelehrten der Pharisäer sahen, dass Jesus mit Zöllnern und Sündern ass, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann er zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Jesus hörte es und sagte zu ihnen: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder. (Markus 2,16.17)
Wie kannst du nur! Etwas Unangebrachtes tun; dich mit Menschen abgeben, die Unangebrachtes tun. Wie kannst du nur gegen unsere Regeln verstossen! Das «unsere» wird natürlich nicht gesagt, obwohl es so gemeint ist. Allzu schnell wird das, was man selber für richtig hält, zur allgemein gültigen Regel hochstilisiert, damals genauso wie heute.
Jesus legt sich – wie so oft – quer. Er hält sich nicht an unsere menschlichen Ausgrenzungsrituale und unsere moralgetränkten Totschlagargumente. Jesus will nur eines: Menschen in die Gegenwart Gottes rufen, auch wenn sie sich auf dem dunkelsten Holzweg befinden.
Und manchmal stünde es den Kirchen und ihren Vertreterinnen und Vertretern wohl an, weniger mit dem Finger auf Menschen zu zeigen, die tatsächlich oder vermeintlich Unangebrachtes tun. Und sich dafür zu fragen, wo sie den Arzt Jesus nötig hätten.
Barmherziger Gott
Heile du meine Schwächen.
Und lass mich deine Gegenwart erleben.
Amen.
Michael Rahn, Pfarrer