Und sie kamen bis in das Tal ‹Eschkol› (Traube) und schnitten dort eine Weinranke mit einer einzigen Traube ab und trugen sie zu zweit an einer Stange, dazu auch Granatäpfel und Feigen. (4. Buch Mose 13,23)
«Sie»: Das sind Kundschafter mit dem Auftrag, den in der Wüste Wartenden Bericht vom erträumten Land der Zukunft zu bringen. Die Wartenden haben genug vom Warten, sind müde vom Weg und zweifeln am Erträumten. Dieses hat seinen Ursprung ja auch nur in einem Versprechen des Gottes, der die Zukunft zwar kennen mag, ihre tatsächliche Ankunft aber auch nicht vorwegnehmen kann.
Deshalb werden Massnahmen ergriffen. Man will wissen, was da am Ziel auf einen wartet. Die Reisenden ins unerforschte Land sind zugleich Zeit- und Traumreisende, und was sie tatsächlich finden, sprengt jeden Rahmen: Trauben, so gross, dass zwei Männer sie an einer Stange tragen müssen. Als sie zurückkommen, muss das Staunen gross gewesen sein.
Der nun greifbar nahe Traum von einer Zukunft im Schlaraffenland wird allerdings bald getrübt. Im Land der Sehnsucht gibt es nämlich, so berichten die Kundschafter, auch wehrhafte Burgen und unheimliche Riesen.
Sie bleiben Gerücht. Die Trauben allerdings sind essbar. Und vielleicht ist es ja das, was uns erschöpft wartenden Zweiflerinnen und Zweiflern noch menschenmöglich ist: das aus der erhofften Zukunft in unsere Gegenwart zu retten, was uns nährt.
Seid mutig und nehmt
von der Frucht des Landes!
(4. Buch Mose 13,20)
Hansueli Hauenstein, Pfarrer