Und sie ging zum Bettpfosten am Kopf des Holofernes, nahm sein Schwert herab, trat ganz nah an das Bett heran, packte das Haar seines Hauptes und sprach: Gib mir Kraft, Herr, du Gott Israels, an diesem Tag! Und sie schlug zweimal auf seinen Nacken, so stark sie nur konnte, und hieb ihm den Kopf ab. (Judit 13,6-8).
Swetlana Tichanowskaja: eine mutige 37-jährige Frau, die sich getraut hat, in Weissrussland gegen das autoritäre Lukaschenko-Regime anzutreten. Im Gegensatz zu Holofernes hat Lukaschenko seinen Kopf behalten. Trotzdem ist der Ausgang der politischen Krise in Weissrussland noch nicht entschieden, auch wenn es so aussieht, dass Lukaschenko sein Volk wieder erfolgreich unterdrücken kann.
Frauen können viel bewegen, wenn sie mutig genug sind. Frauen wurden und werden immer noch unterschätzt und verunsichert. Das beginnt damit, dass Eltern ihren Töchtern schon im Säuglingsalter weniger Herausforderungen zutrauen als ihren Söhnen, wie sich in Studien gezeigt hat. Söhne werden zu Tapferkeit erzogen, Töchter nicht.
Wenn Judith Gott um Stärke bittet, bringt sie darin auch ihre eigene Unsicherheit zum Ausdruck. Sie bittet Gott um Kraft, bevor sie mit dem Schwert zuschlägt. Ob sie denkt, sie sei zu schwach, das Schwert zu heben? Vermutlich ist es überhaupt das erste Mal in Judiths Leben, dass sie ein Schwert in die Hand nimmt. Sie wagt es, mit Gottes Hilfe. Es braucht nicht unbedingt körperliche Kräfte um stark zu sein, manchmal reicht das blosse entschiedene Auftreten, wie sich in Weissrussland gezeigt hat.
Nicht immer zeigt sich der Sieg einer Frau so eindeutig wie bei Judith und Holofernes. Es lohnt sich trotzdem, den Mut zu beweisen.
Mutige Frauen braucht das Land.
Anna Hemme-Unger