Und Mose rief ganz Israel zusammen und sprach zu ihnen: Höre, Israel, die Gebote und Rechte, die ich heute vor euren Ohren rede, und lernt sie und bewahrt sie, dass ihr danach tut! (5. Buch Mose 5,1)
Gebote zu befolgen hat Vorteile, meistens jedenfalls: man kann sich in dem gesteckten Rahmen orientieren und weiss, wo es lang geht. Das gibt Sicherheit – nicht nur dem Volk Israel für das Zusammenleben, sondern auch für uns Heutige. Denn der Gesetzeskorpus, den Mose damals dem Volk Israel übermittelte, bildet das Fundament unserer heutigen Sozialethik. Ab und zu stellt sich die Frage, wer denn dazu autorisiert wäre, solche Gesetze aufzustellen.
In der Psychologie gibt es ein Phänomen, das Mose-Syndrom bezeichnet wird. So wie Mose den Israeliten die Gesetzestafeln überbrachte, sind es Menschen mit einem narzisstischen Persönlichkeitsstil, die anderen Menschen ihre eigenen Gesetze bringen und die Regeln aufstellen. Für die anderen Menschen ist das sehr unangenehm, denn Narzissten bestimmen immer und haben immer recht. Narzissten verschieben Grenzen, beanspruchen Macht und behandeln andere Menschen als Opfer. Kein schönes Miteinander!
Allerdings besteht ein grosser Unterschied zwischen Mose und einem Narzissten: nicht Mose ist der Gesetzgeber, sondern Gott selbst.
Die Befehle des HERRN sind richtig und erfreuen das Herz.
Die Gebote des HERRN sind lauter und erleuchten die Augen.
Sie sind köstlicher als Gold und viel feines Gold,
sie sind süsser als Honig und Honigseim.
(Psalm 19, 9+11)
Bettina Lukoschus, Pfarrerin