Denn der morgige Tag wird für sich selber sorgen. (Matthäus 6,34)
Summertime – and the living is easy. Einfach dahin gleiten, das Licht und die Glut trinken. Den Fischen beim Springen zuschauen. Die Felder reifen sehen. Musik hören, fein, leicht und melancholisch, süss und sehnsüchtig: Summertime. Ein Lied, das um die Welt ging, seit George Gershwin es in den dreissiger Jahren zu einem Text seines Bruders Ira komponierte. Pscht, Kleines, nicht weinen, dein Papa ist reich und die Mama wunderschön. Die Welt ist ein Traum, so leicht, so hoffnungsvoll, so voller Sinn.
An einem solchen Morgen stehst du einst auf und singst und breitest die Flügel aus und wirst eins mit dem Himmel, der sich wie ein Mantel um dich legt, dich aufnimmt und wärmt. Sanft umhüllen dich die Stimmen, nach denen du solche Sehnsucht hattest. Leise flirrt die Luft. Was war und was ist wird eins an einem solchen Morgen, an einem solchen Tag. Aber bis dann genügt die Leichtigkeit des Sommers, seine Wärme, seine Güte, seine sanfte Wacht.
Summertime: Als Porgy and Bess 1943 in Kopenhagen aufgeführt werden sollte, zum ersten Mal in Europa, wollten es die Funktionäre des nicht ganz tausendjährigen Reichs verbieten. Weil Komponist und Librettist jüdischen Ursprungs waren? Weil das Stück vom Leben schwarzer Menschen handelt? Oder einfach, weil die Macht sich vor der Lebensfreude genauso fürchtet wie vor der Leichtigkeit, der Sehnsucht, der Melancholie und der Wärme?
Das Lied – auch es ein Gebet – ist hier zu hören: https://www.youtube.com/watch?v=LDF4_qVgbFU
Hansueli Hauenstein, Pfarrer