Und Zilla gebar den Tubal-Kain, den Vater all derer, die Kupfer und Eisen schmieden. Und die Schwester von Tubal-Kain war Na‘ama. (Genesis 4,22)
Letzte Woche, spät am Abend, trat in Sins fast der Dorfbach über die Ufer. Das sonst wohlverbaute Rinnsal tobte und wirbelte wie verrückt und schleppte mehrere riesige Rohre an, die sich kreuz und quer vor das Spritzenhäuschen legten, das über den Bach geht.
Da tauchte flink und wie aus dem Nichts der Dämmerung ein riesiges Ungetüm auf, ein mächtiger gelber Bagger. Er stellte sich ans Bachufer und seine gewaltige Schaufel begann nach den Rohren zu greifen, sie im rauschenden, regenschmutzigen Wasser in die richtige Lage zu bringen und sie dann mit einer unerbittlichen Ruhe aus dem Bach zu heben und aufs Trockene zu bringen.
So sah es aus. Aber in der Führerkabine des Baggers sass ein Mensch, ein Arbeiter in oranger Arbeitskleidung, beide Hände an den Hebeln, die die Schaufel lenkten – und nicht nur sie, sondern den ganzen Bagger, der auf dem winzigen Platz, der ihm zur Verfügung stand, wahre Tänze aufführte, um optimal zugreifen zu können. Mit einer schier unglaublichen Präzision siegten Mann und Maschine über die gurgelnde Gleichgültigkeit des wilden Wassers.
Ich gebe es zu: ich war einer der zuschauenden Männer, fasziniert von den Bildern aus Bubenträumen. Dieses Staunen muss uralt sein. Nach der Genealogie der Bibel gehört Tubal-Kain, der erste Arbeiter und Handwerker, zur siebten Generation der Menschheit. Damals, so der Mythos, entstand das Handwerk, die Arbeit mit Werkzeugen, und dort, zwischen Paradies und Sintflut, an dem Ort, den wir «Kultur» nennen, ist bis heute sein Platz, leben seine Helden und deren Schwestern.
Als Baumeister, Gott,
hast du die Welt aus den Fluten gehoben,
sie beschirmt und beschützt,
und die Kraft deiner Hände setzt sich fort
im Handwerk der Menschen.
Hansueli Hauenstein, Pfarrer