Gott ist Sonne und Schild. (Psalm 84,11)
Manchmal zucke ich zusammen, wenn am Morgen am Radio ein mir zu munterer Moderator die gute Nachricht verkündet, es gebe wieder einen strahlenden Sonnentag. Dabei ist es weniger die aufgesetzte Fröhlichkeit, die mich zum Widerspruch reizt, sondern die Einfalt. Nicht, dass ich Licht und Wärme verabscheute, wohl aber ihre Verharmlosung, dieses penetrant Positive.
Das schöne Bild von Sonne und Schild ist mir da ein Trost. In seiner Kürze und Prägnanz gehört es zu den Favoriten wortkarger junger Männer, wenn es darum geht, sich einen Konfirmandenspruch auszusuchen. Vielleicht spüren sie etwas davon, dass das allzu Strahlende für sich genommen selten gut tut, und dass der Schild die Macht der Sonne nicht noch potenziert, sondern sie in ihre Schranken weist.
Mit gutem Grund ist die Bibel skeptisch gegenüber dem Sonnenkult der mächtigen Nachbarn im Alten Orient. Wenn die Sonne zum Gott wird – oder das grelle Licht irgendeiner herausposaunten Wahrheit, politischen Parole, religiösen Froh- oder Drohbotschaft – dann hilft nur noch ein Schild, der Schatten spendet.
Gott,
dass du uns auch den Schatten schenkst,
das Dunkle und Verborgene,
Schutz und Schild vor allem Selbstherrlichen:
wie gut ist das.
Hansueli Hauenstein, Pfarrer