Ertragt einander und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat. (Kolosser 3, 13)
Nicht lieben, nur ertragen sollen sich die Christinnen und Christen in Kolossäa, schreibt der Apostel Paulus. Ist das nicht etwas gar wenig? Sollten sie damals und wir heute nicht leuchtende Vorbilder sein? Haben wir nicht das Gebot Jesu zu erfüllen: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst?
Manchmal ist Ertragen schon ziemlich viel. Wenn einen der Nachbar andauernd nervt. Wenn in Zeiten von Homeoffice die ganze Familie die ganze Zeit zu Hause war und kein Abstand mehr möglich war. Dann häufen sich die Gelegenheiten, bei denen man sich gegenseitig auf die Füsse tritt und die Situationen, in denen ich andere um Verzeihung bitten muss oder selber verzeihen muss. Dann kann Ertragen eine veritable Leistung sein, und alles, was darüber hinaus geht, wäre übermenschlich.
Michael Rahn, Pfarrer