Dein Haupt auf dir ist wie der Karmel, die Flechten deines Hauptes wie Purpur – ein König verstrickt sich in den Ringeln. Wie schön und wie mild bist du, Liebe, im Geniessen!
(Hohes Lied 7,6-7)
Beginnen wir langsam. Was ich schreiben will, ist ein Lob auf Coiffeure und Coiffeusen und ihren Dienst an den Menschen. Dieser ist allein der Schönheit gewidmet und hat darüber hinaus keinen Nutzen. Trotzdem ist das Verlangen danach gross, wie die Geschehnisse dieser Tage zeigen. Menschen möchten mehr als ein wärmendes, sonnedämmendes Büschel Keratin auf dem Kopf. Die «Flechten» und «Ringel» auf dem Haupt der Schönen sind nicht das Ergebnis eines Wirbelwindes, sondern zeugen von sorgfältiger, kunstvoller Arbeit.
Die hat ihren Preis. Die schmerzenden Rücken und ausgelaugten Hände von Coiffeusen und Coiffeuren zeigen es. Dazu kommen das in der Regel mehr als bescheidene Einkommen; die Launen der Kundschaft; die Risiken der Selbstständigkeit. Trotzdem sind diese Männer und Frauen für uns da, widmen uns ihre Zeit und ihr Können, hören uns zu, fügen sich unseren Träumen vom Schönsein.
Es ist ein Dienst, der keinen anderen Nutzen hat, als die schöner zu machen, denen er gilt, damit sie denen zum Genuss werden, die ihnen begegnen. Dasselbe gilt vom Gottes-Dienst. In gewissem Sinn sind Kirchen genauso überflüssig wie Coiffeursalons. Und so lebens-not-wendig. Und umgekehrt.
Gott,
dass wir dir dienen,
unser Wissen und Können dir widmen,
lässt dich schön werden,
uns zum Genuss.
Hansueli Hauenstein, Pfarrer