Allen meinen Feinden bin ich zum Spott geworden und mehr noch meinen Nachbarn, ein Schrecken denen, die mir vertraut sind; die mich auf der Strasse sehen, fliehen vor mir. (Psalm 31,12)
Beim Einkaufen im Coop kommt mir ein anderer Kunde entgegen. Als er mich sieht, drückt er sich ans Regal an seiner Seite, zögert und bleibt stehen. Sein Blick spiegelt unverstellte Panik – und Hass. Wahrscheinlich hätte er erwartet, dass ich rechtsumkehrt mache und den Durchgang für ihn freigebe, denke ich. Aber viel mehr beschäftigt mich dieser Blick. Wie brüchig ist alles Soziale, frage ich mich, und wie billig zu haben alles Reden davon?
Erhöre mich, wenn ich rufe,
Gott meiner Gerechtigkeit.
In der Bedrängnis hast du mir Raum geschaffen.
Sei mir gnädig und höre mein Gebet. (Psalm 4,2)
Hansueli Hauenstein, Pfarrer