Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! (Jesaja 43,1b)
Ist das nicht übergriffig? Will ich wirklich jemand anderem gehören als nur allein mir? Wünsche ich nicht alle Menschen ins Pfefferland, die meinen, sie hätten mir etwas zu sagen? Und dann so etwas!
Die ersten Hörer dieses Verses hätten über solche Gedanken nur den Kopf geschüttelt oder sie gar nicht erst verstanden. Für sie war es ein Trost zu hören, dass Gott sich ihrer annimmt. Die Alternative wäre eine innere und äussere Verlorenheit gewesen.
Uns heutigen stellt der Vers die Frage, ob es mit unserer Autonomie wirklich so weit her ist. Oder ob uns nicht einfach andere Mächte so geschickt steuern, dass wir es gar nicht bemerken. Nicht die ominösen heimlichen Weltbeherrscher aus den diversen Verschwörungstheorien, sondern nicht zuletzt unsere eigene Gier nach Spass, nach Geld und nach Einfluss. Mir jedenfalls tut es gut, wenn ich glauben kann, dass ich nicht allein und einsam in dieser Welt bin.
Guter Gott
Du gibst mir Halt.
Du kennst mich.
Hilf mir, dir zu trauen.
Amen.
Michael Rahn, Pfarrer